Jahresbrief  2008

 

 Dieses Jahr sitze ich hier bei einem Winter in unserem (übrigens fantastisch geschmückten)Weihnachtshaus, den sich jeder „Nichtnorweger“ unter einem norwegischen Winter vorstellt. Es ist nun unser Winter Nr. 7 hier in Trongsundet, aber keiner war soooo schön. Jedenfalls nicht vor Weihnachten und wir haben seit Wochen Minusgrade (heute z.B. -15) und ca. 50 cm Schnee. Alles – jeder Baum, Busch und Grashalm  ist mehrere Zentimeter dick mit Rauhreif überzogen. Es glitzert sogar nachts bei Mondenschein. Es ist meistens völlig windstill und heute morgen haben wir vom Küchenfenster aus, keine 50 m von hier, einen Königsadler sitzen sehen. Mit dem Fernglas konnten wir ihn mindestens 30 Minuten  ausgiebig betrachten. Ein Adler in freier Wildbahn ist ein so majestätischer Anblick, dass man wirklich eine Gänsehaut bekommt. Wir freuen uns regelrecht an diesem Anblick und wissen dieses Glück, dass wir dieses Stückchen heile Natur hier erleben dürfen, wirklich noch zu schätzen.

Unser Elghaugen wird momentan seinem Namen wieder vollauf gerecht – es wandern jede Nacht Elche um oder über unser Grundstück.

Am Anfang, als ich mit den Weihnachtsbriefen begann, habe ich gedacht, dass mir bestimmt nach 3 oder 4 Jahren nichts mehr einfallen wird zum Schreiben, aber weit gefehlt Leute – es geschieht doch immer soooo viel im Laufe eines Jahres und jedes Jahr ist anders und unser Leben hier ist – obwohl so abgelegen – doch überhaupt nicht langweilig!

Wie das Leben so spielt, hatte auch dieses Jahr seine guten und schlechten Tage und die schlechten waren zum Glück in der Minderheit.

Gleich im Januar hat die harte norwegische Realität (sprich Glatteis) mir mal wieder eine Lektion erteilt. Ich habe mein Auto in den Strassengraben gesetzt und dort war ausgerechnet eine Felswand …. Totalschaden am Auto … mir ist nichts passiert und das war die Hauptsache. Nur mussten wir leider das Geld, das für einen Whirlpool gedacht war, für ein neues (altes) Auto verwenden. Jetzt fahren wir jeder einen allradgetriebenen Wagen und das ist ein gutes Gefühl, kann ich Euch sagen.

 Ende Januar war Knut zum 80. Geburtstag seines Vaters nach Berlin geflogen und das war auch das letzte Mal, das er seine Mutter (relativ)gesund und munter auf den Beinen gesehen hat. Was man ja in dem Moment nicht weiss, aber einem hinterher Tost gibt.

Sie ist ein paar Wochen später schwerkrank ins Krankenhaus eingeliefert worden und dort nach 100 Tagen auf der Intensivstation verstorben. Wir sind beide Anfang Juni nach Deutschland gefahren und haben sie dort im Krankenhaus besucht. Abschied nehmen ist uns noch niemals so schwer geworden….

Das Positive an diesem Deutschlandbesuch war, dass wir endlich unseren heissersehnten Briardwelpen mitnehmen konnten nach Norwegen. Ja, für alle, die es immer noch nicht wissen: Wir sind auf den Hund gekommen!

Unsere Afra ist inzwischen ein ausgewachsener Hundeteenager mit allem, was für dieses Alter dazugehört. Wie jeder Hund kostet sie viel Zeit (und Geld nicht zu vergessen), aber sie macht auch doppelt so viel Freude und Spass. Sie hat inzwischen 65 cm Schulterhöhe und wiegt 30 kg, ist lieb, aber ziemlich temperamentvoll, haart nicht, bellt kaum und hat keinen Jagdinstinkt (jedenfalls keinen den wir bis jetzt bemerkt hätten, in dem halben Jahr, was sie bei uns ist). Als Frank uns im Frühjahr besucht hat, hat er mit Knut zusammen den Hundezwinger aufgebaut und von dort gibt es einen Eingang in Knuts Werkzeugschuppen, dort ist es auch den Winter über beheizt, so dass wir beruhigt zur Arbeit fahren können und Afra bei Schneesturm oder Regen  im Schuppen gut aufgehoben ist. Allerdings ist sie mit ihrem dichten langen Fell gut für das norwegische Wetter ausgerüstet und liebt es im Schnee zu liegen.

Ausser dem Hundezwinger ist dieses Jahr im Aussenbereich noch ein kleines Treibhaus hinzugekommen. Das werden wir jetzt kommendes Frühjahr richtig in Betrieb nehmen. Wir haben ja etwas Erfahrung von unserem Folientreibhaus, welches wir die ersten 3 Jahre hier hatten.

 Alle, die den Jahresbrief 2007 bekommen haben, wissen, dass Jörg bei uns gewohnt hat. Er ist dann wie geplant Ende Februar in die Blockhütte gezogen, in der wir die ersten 3 Jahre verbracht hatten. Seine Frau Moni ist seit 15.Juli hier in Norwegen und am 6. Dezember sind sie wieder ausgezogen, da sie sich ein grösseres Haus in Leksvik gemietet haben. Es ist eben doch nicht jedermanns Sache so abgelegen zu wohnen und mit den so ganz anderen Strassenverhältnissen haben die Beiden auch ihre Probleme. Ansonsten fühlen sie sich aber sehr wohl hier in Norwegen.

Wir hatten dieses Jahr einen schönen Sommer mit Besuch von lieben Freunden. Annette und Klaus, die auch gleich ihre Nachbarn Wolfgang und Sabine zu einem erlebnisreichen Norwegenurlaub überredet hatten. Naja Wolfgang brauchte man nicht überreden, der war gleich Feuer und Flamme und hatte sich massenweise Spezialwissen „Angeln in Norwegen“ zugelegt – was ihm auch reiche Beute (sprich grosse Fische) brachte.

Wir waren mit unserer Afra gleich nach 2 Wochen  in die Wildnis zelten gefahren bei herrlichstem Wetter – was uns allen dreien gut gefallen hat  und auch eine enge Bindung zwischen uns und dem Hund geschaffen hat. Kommendes Jahr lässt sich das allerdings nur mit einem wesentlich!!! grösseren Zelt wiederholen.

Im August ging dann endlich unser lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Meine Eltern kamen uns das erste Mal besuchen! Wir hatten uns schon lange darauf gefreut und dass meine Lieblingsschwester Diana sie begleitete, war uns mehr als recht. Es waren schöne Tage, die vollgepackt waren mit Ausflügen nach Trondheim, Leksvik, Beerenpflücken und Pilze suchen, angeln und einen Abend hatten wir Freunde und Nachbarn eingeladen, weil ja auch alle gern meine Eltern kennen lernen wollten und umgekehrt. Trotz einiger Sprachhindernisse war es sehr lustig und gemütlich. Die Tage vergingen viel zu schnell für uns und wir hoffen nur, dass das nicht der letzte Besuch war. Für nächstes Jahr wünschen wir uns Knut`s Vater zu Besuch, der es dieses Jahr wirklich schwer hatte. Wir würden ihm wirklich so gern mal alles zeigen und ihn ein bisschen verwöhnen.

Im September stand Hundekurs auf dem Programm.Ein langes Wochenende in einer renommierten Hundeschule war gebucht und so fuhren wir mit Afra zum Grundkurs. Hanne, die 15jährige Tochter unseres Nachbarn Per Ola und ihre 2jährige Labradorhündin waren mit von der Partie. Es war ziemlich anstrengend, sehr lehrreich und wir haben es nicht bereut, den weiten Weg (8 Stunden Fahrt) gemacht zu haben. Knut und ich können uns auch einen weiteren Kurs vorstellen.

Arbeitsmässig hat sich dieses Jahr nichts bei uns verändert. Wir arbeiten ja beide in unterschiedlichen Schichtsystemen und kommen sehr gut damit klar.

Jetzt im Herbst haben wir endlich unser Bad in Angriff genommen. Solange haben wir immer das Gästebad benutzt, aber nun möchten wir doch unsere Badvorstellungen verwirklichen.

Es ist auch fast fertig – bis auf Kleinigkeiten – und die Wanne mit Whirlpoolsystem kommt zum Sommer.

Es ist schön geworden – fast schöner als wir es uns vorgestellt haben, aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir bzw. richtiger gesagt - Knut - alles selbst gemacht hat. Sogar den Alptraum „Fliesen legen über Fussbodenheizung“ hat er überstanden und wie gesagt, das Ergebnis ist `ne Wucht. Finden wir jedenfalls und nur das zählt!

So nun bin ich schon im Dezember angelangt und dieses Jahr hab ich Weihnachten frei und Frank kommt zu Besuch vom 20. bis 28.12. und darauf freuen wir uns riesig. Alle Geschenke sind gekauft (auch für Hund und Katze, die sich übrigens immer besser verstehen), der Braten wartet schon im Gefrierschrank.  Das Haus ist drinnen und draussen geschmückt. Der Weihnachtbaum hängt schon in der Garage. Wir sind von der herrlichsten Winterlandschaft umgeben, die man sich denken kann.

 Knut hat heute seine Eisangelausrüstung fertiggemacht, weil er mit Frank Eisangeln will – auf dem Fjord ist nämlich schon Eis und wenn der Frost bleibt, was anzunehmen ist, wird zu Weihnachten doll was los sein auf dem Eis. Das ist fast wie ein Volksfest.

Also Weihnachten kann kommen!!!!

Ab 22. werden auch die Tage wieder länger, da freuen wir uns auch schon drauf. Jetzt ist erst nach 10.15 Sonnenaufgang und um ca.13.45 Sonnenuntergang.

So Ihr Lieben alle – wir danken Euch für ein weiteres Jahr in dem wir an Eurem Leben teilhaben durften! Wir wünschen Euch allen

ein glückliches und gesegnetes Weihnachtsfest

und ein gutes neues Jahr !!!

Eure Jutta und Knut