JAHRESBRIEF 2005

 

Eine Tradition, auch wenn sie noch nicht so alt ist bei uns, sollte man wahren und deshalb kommt leicht verspätet aber genau so herzlich gemeint, unser Brief zum Jahr 2005.

Allen, die es noch nicht wissen, sei es kundgetan:   Hurra – wir sind umgezogen!!!  Unser Traumhaus ist gebaut und wir wohnen drin und es ist ein herrliches Gefühl!

Aber alles der Reihe nach.

Am 5. April wurde unser Brunnen gebohrt und es gab tatsächlich klares, schönes Wasser in 70 m Tiefe. Damit hielten sich die Kosten im geplanten Rahmen und wir trinken nun kristallklares Wasser aus dem eigenen Brunnen und bezahlen nie wieder Wassergeld. Am 18. Mai hat die Baufirma begonnen, die ersten Balken für die Außenwände aufzustellen und das war ein eigenartiger Anblick für uns. Man sieht praktisch erst mal das Gerippe des Hauses entstehen. Das wurde dann verkleidet und isoliert und dann begann der Stress für uns. Es ist schon etwas anderes, wenn man in einem fremden Land mit anderen Gesetzen, anderen Gewohnheiten und auch einer etwas anderen Mentalität baut und dann auch noch seine eigenen Vorstellungen durchsetzen möchte. Dazu kam noch, dass wir ganz viel selbst machen wollten, um Geld zu sparen. Ich war verantwortlich für alles was streichen heißt. D.h. mit anderen Worten jedes Brett der Außenverkleidung wurde von mir erst grundiert und dann 2 x lackiert. Teils vorher, teils als es bereits ans Haus genagelt war. Etwas Schützenhilfe habe ich von Knut und Frank (unserem jüngsten Sohn), bekommen, der zu unserer großen Freude  4 Wochen zum Arbeitsbesuch hier war. Außerdem war mein Job, alle Absprachen mit den Behörden und Handwerkern zu treffen. Ich kann nur sagen:  Ich hätte nie gedacht, dass ich mal soviel Spezialwissen in Bezug auf das Baugeschehen (sprich Elektrik, Sanitär und Tischlern) in mir anhäufen würde und das noch dazu erst in deutsch und danach in norwegisch . Hätten wir in Deutschland gebaut, hätte mich  z.B. der Unterschied zwischen einer Steckdose, die beide Stromphasen gleichzeitig unterbricht und einer, die das nicht macht, nicht mal peripher tangiert.

Der Streichjob beinhaltet natürlich auch jedes Brett im Innenbereich zweimal zu schleifen und zweimal zu lackieren und wir haben fast nur Paneel und ein 136 qm großes Haus!!!!

Knuts Job war die ganze Elektrik zu montieren (außer den Sicherungskasten und alles was darin ist, das muß vom Elektriker gemacht werden). Eigentlich müsste alles vom Elektriker montiert werden, aber wir hatten  zum  Glück vorher ausgemacht, dass er nur kontrolliert und wir alles selbst machen. Was ihm dann hinterher gar nicht mehr so gefallen hat.

 Weiterhin hat Knut natürlich das Sanitäre alles selbst gemacht und war dann ab August auch auf dem Papier dafür verantwortlich, nachdem ich den Rohrleger, der eigentlich mit uns zusammenarbeiten sollte, von der Baustelle geschmissen habe, da er eigentlich nichts so machen wollte, wie wir es gerne wollten.. Ich habe dann in der Gemeinde einen Antrag gestellt, dass Knut als verantwortlicher Rohrleger eingesetzt wird und das wurde auch problemlos genehmigt. Außer Fliesenlegen waren alle Fußböden, Fußbodenheizung und Kühlraum einbauen  Knut sein Revier. Eigentlich hat die Baufirma nur Stube, Flur und unsere Schlafstube ganz fertig gemacht. Für Wirtschaftsraum, Gästeraum, Grobküche und die Bäder hat ebenfalls mein Knuti den Ausbau übernommen. Und das alles neben seiner Arbeit                                                                                                                                                  

Apropos Arbeit – auch da gab es im Jahr 2005 Veränderungen. Knut wurde aufgrund von Auftragsmangel am 30.4.05 arbeitslos und kam aber nur eine Woche in den Genuß von Arbeitslosengeld. Im Mai hat er in Leksvik, unserer Nachbargemeinde, in einer Safefabrik angefangen. Dort gefällt es ihm wesentlich besser als in der Holzfabrik. Er hat bessere Arbeitszeiten, verdient mehr, da sein Facharbeiterbrief dort anerkannt wurde,  hat nettere Kollegen und wir können mit einem Auto fahren, wenn wir beide Frühschicht haben.

Zur Zeit wird die Safefabrik umgebaut ( es kommt eine neue Taktstraße) und aus diesem Grund ist Knut seit Mitte November zu Hause. Was uns allerdings ausgesprochen gelegen kam. Das Haus ist zum Volltagsjob für Knut geworden und dem Umstand haben wir es auch nur zu verdanken, das wir wirklich zu Weihnachten einziehen konnten.

 Bei mir hat sich nicht so viel geändert, außer dass ich jetzt zum Jahresende die Nachricht erhalten habe, dass ich ab Mitte Januar eine 65 % Stelle habe. Das bedeutet ein höheres Festgehalt (sicheres Einkommen) und weniger Springerdienste und damit ist das Leben besser planbar.  

Was ich nicht vergessen möchte, zu erwähnen sind wieder unsere Freunde und Familie, ohne die unser Haus hier gar nicht so stehen würde!

So viele Dinge fürs Haus sind wirklich listenweise von Klausi und Annette und Jörg und Moni  in Deutschland gekauft worden.

  Die immer für uns da sind, wenn es brennt, wenn es mal der falsche Lichtschalter oder die falsche Spülbetätigung war. Aber es sind auch andere Kleinigkeiten, die wir zu schätzen wissen, wie pünktliche Blumenlieferungen, kopierte Filme auf DVD, schnelle Tschibobestellungen , eine Freundin mit einer ganzen Apotheke im Rücken,  wo ich bestelle, und erst beim nächsten Deutschlandbesuch bezahle oder meine Mutti, die ab und zu mal ein Päckchen mit unserem geliebten deutschen Kaffee und Süßigkeiten hochschickt  usw. Wir könnten tausend Dinge aufzählen z.B. noch mal Moni und Jörg drücken, die hier extra zum Tapezieren hochgekommen sind und und  und…

Ihr wisst alle, was ich meine. Vielen, vielen Dank für dieses Jahr, in dem wir Eure Freunde sein durften !

Natürlich haben uns  zum Glück auch norwegische Freunde geholfen, wenn Probleme auftraten und zu unseren Nachbarn haben  wir nach wie vor ein tolles Verhältnis und noch nie bereut hier gebaut zu haben.

Um wieder zum Haus zu kommen, das hat ja dieses Jahr unser Leben voll in Beschlag genommen und es hat natürlich nicht nur an unseren Finanzen, sondern auch an unseren Nerven  und der Gesundheit gezerrt. (Obwohl ich mir das Handgelenk beim einzigen Pilzsuchgang dieses Jahres und nicht beim Hausbau angebrochen hatte = 6 Wochen Gips ). Knut hatte seine Gürtelrose sicher dem Stress zu verdanken und ich verstehe nun auch Paare, die sich nach oder während des Hausbaus trennen. Aber wir haben alles überstanden und unsere Liebe auch. Obwohl die IKEA – Küche Knut fast die letzten Nerven gekostet hätte. Aber auch da ist Jörg zu unserem großen Glück zur Stelle gewesen und hat das Problem in seine ruhigen Hände genommen. So dass die Küchenecke zum Schluss doch noch so schön geworden ist, wie ich es mir erträumt hatte.

Überhaupt haben wir natürlich langsam doch das Gefühl, dass es „unser“ Haus ist. Wir genießen die Großzügigkeit der Räume und dass alles so geworden ist, wie wir es uns erträumt haben, bzw. noch schöner – das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir haben eine Wahnsinnsaussicht und genießen wirklich jeden Blick aus dem Fenster. (Der einzige Nachteil ist, das wir jetzt so lange Wege zurücklegen müssen – Der Flur ist z.B. fast 8 m lang.) Wie wir uns über unseren Kühlraum freuen, können sicher nur die ermessen, die wissen, wie einsam wir wohnen. Kinder, ich sage Euch , das ist unglaublich praktisch. Ich möchte ihn schon jetzt nicht mehr missen.

Das Jahr 2005 war nun auch das Jahr, wo ich in den Club der 50iger aufgenommen wurde. Und wie meine beste Freundin sagte : Man wacht auf und es hat gar nicht weh getan!

Wir hatten Superüberraschungsbesuch aus Deutschland mit einer tollen Gruß-DVD von allen Freunden.( Hat mich 3 Tempotaschentücher gekostet und mich soooo riesig gefreut!).

Auch dieser Besuch war eine große Hilfe. Vielen Dank Euch Vieren!

Ich hoffe, dass uns nach diesem Brief alle verzeihen, bei denen wir uns etwas rar mit Nachrichten in diesem Jahr gemacht haben. Ihr versteht nun sicher den Grund.

Liebe Grüße von den Nordlichtern  Jutta und Knut !