Jahresbrief 2007

 

 

Nun sitze ich hier und wieder ist ein Jahr um – kaum zu glauben. Draußen regnet und stürmt es und der schöne Schnee, der schon wochenlang gemütliche Winterstimmung verbreitet hat, verschwindet langsam und lässt eine grüne Weihnacht befürchten. Unser schön beleuchtetes „Julehus“ (Weihnachtshaus) sieht natürlich in einer schneebedeckten Landschaft viel romantischer aus, deshalb bekommt Ihr auch so ein Bild mitgeschickt.

Übermorgen ist Wintersonnenwende!! Die Sonne geht zur Zeit um 10.00 Uhr auf und um 14.30 unter und wenn es ein sehr trüber Tag ist, wird es diese 4,5 Stunden auch gar nicht richtig hell. Also alle Norweger (und wir natürlich auch)  freuen sich, dass nun die Tage wieder länger werden.  Es ist schon so, dass man hier oben im Norden mehr von der Natur beeinflusst wird bzw. man spürt eher, dass man nur ein kleines Teil eines großen Ganzen ist, eingebunden in einen Rhythmus der Jahreszeiten, den man so in Berlin nicht gespürt hat. Das hat vielleicht den Nachteil, dass man sein Leben mehr anpassen muss, aber es hat auch den Vorteil, dass man von Zeit zu Zeit mal wieder seinen Platz im Universum gezeigt bekommt und sich und seine Probleme besser einordnen kann. Und dazu bietet sich die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel ja geradezu an.

So, meine Lieben, das war der philosophische Teil meines Briefes und der gehört halt auch dazu.

Das Jahr 2007 ist von unserer Warte aus gesehen, nicht gerade ruhig vor sich hin geplätschert, sondern hat unser Lebensschiffchen auch etwas schaukeln lassen. Und alle, die mich kennen, wissen, dass ich nicht sonderlich seefest bin.

Ab 1.1.2007 wurde Knut arbeitslos (die Safeproduktion wurde nach China verlagert). Im nachhinein hat natürlich alles sein Gutes und das Gute in diesem Fall war, dass Knut eine Abfindung bekommen hat, die es ihm ermöglichte, den lange fälligen Norwegischunterricht zu nehmen, um seine Grammatiklücken aufzufüllen. Also ist er von Januar bis Ende Mai täglich nach Steinkjer zur Schule gefahren und hat trotzdem Arbeitslosengeld bezogen.

Knut hatte wirklich gerade seine Abschlussprüfung erfolgreich hinter sich, da klingelte das Telefon und er bekam vorrübergehend Arbeit bei ORAS in Leksvik ( die produzieren Armaturen) angeboten, ohne dass er dort um Arbeit gefragt hätte. Nach den Sommerferien lief unser Telefon heiß und mein Knut konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht vor Arbeitsangeboten, sowohl vom Arbeitsamt als auch durch Mundpropaganda, retten. Das hatte er in seinem Leben noch nicht erlebt und auch so eine Situation ist stressend, habe ich festgestellt.

Die Entscheidung ist dann gefallen: Seit November arbeitet Knut nun in Leksvik in einem Betrieb, der CNC-gefertigte Teile für Bohrinseln und andere Spezialteile anfertigt und alles sieht sehr vielversprechend für die Zukunft aus.

Bei mir hat sich arbeitsmäßig nichts verändert, außer dass sich meine Stellungsprozente auf 75 % erhöht haben und ich weiterhin sehr zufrieden bin mit meiner Arbeitssituation.

Im Frühjahr hatte ich ein paar Schulter- und Handprobleme und wurde daraufhin am Karpaltunnelsyndrom an der rechten Hand erfolgreich  in Trondheim in einer Privatklinik operiert. Seit September massiere ich auch wieder nebenbei ohne Probleme.

Unser Haus hat über den Sommer eine wunderschöne, große Terrasse bekommen, wofür Knut sogar Lob von unseren norwegischen Nachbarn bekommen hat. An dieser Stelle müssen wir auch wieder unserem Jüngsten, Frank, sowie seinem Kumpel Manuel danken, die eine super Treppe an die Terrasse gebaut haben, sowie tonnenweise groben Kies verteilt und einen schönen Weg gebaut haben. Auch die von Manuel und Knut montierte Terrassenmarkise hat bis jetzt allen Stürmen getrotzt, was wir von unserer schönen Fahnenstange, auf die wir soo stolz waren, nicht sagen können. Sie hat sich bereits dem erstbesten Sturm gebeugt und ergeben. Tja, deutsche Fahnenstangen sind eben nicht für norwegischen Wind gemacht!!

Nächstes Jahr wird Knut es mit einem verbesserten Modell aus gutem norwegischem Stahlrohr versuchen. Über das Ergebnis berichte ich im nächsten Jahresbrief!

 

Ich weiß nicht, ob meine nächste Mitteilung in einen Jahresbrief gehört, aber da ich ihn selbst schreibe, bin ich der „Bestimmer“ wie meine Söhne sagten, als sie klein waren.

Da ich mit meinem Gewicht, Wohlgefühl und Figur, seit das Klimakterium an die Tür geklopft hatte, nicht mehr zufrieden war (milde ausgedrückt), haben wir uns in diesem Jahr nach eingehender Überlegung zu einer Ernährungsumstellung entschlossen. Zu meiner Freude hatte Knut sich von Anfang an entschlossen mitzumachen und da er unser Koch ist, kann ich ihm nicht genug danken!! Wir haben am 5.5.2007 mit der Atkins-Diät begonnen, die über 4 Phasen in eine lebenslange kohlenhydratreduzierte Ernährung übergeht (Low- Carb-Ernährung). Wir kommen wunderbar damit zurecht und können, ohne uns zu kasteien,  vernünftig und gesund leben. Ich habe das Ganze mit erhöhter sportlicher Aktivität verbunden (Walken, Trampolin und Krafttraining) damit ich nicht nur abnehme, sondern auch was für die Figur tue. Das Ganze war ein voller Erfolg!! Ich hab 15 Kilo abgenommen und Knut 9 Kilo. Durch das Krafttraining habe ich auch seit Mai keine Schulterprobleme mehr. Wir sind ziemlich stolz darauf !

So jetzt kommt für alle die es noch nicht wissen, die größte Überraschung, denke ich. Unsere Freunde Moni und Jörg aus Berlin, haben ja schon seit längerer Zeit gesagt, dass sie planen auch nach Norwegen zu kommen. Wir wollten auf keinen Fall irgendwelchen Druck ausüben und haben uns deshalb mit Zureden zurückgehalten.

 Trara! Trara! Jörg ist da!!! Nachdem drastische Veränderungen in Jörgs Betrieb vor sich gegangen sind, hat er nach kurzer, aber  reiflicher Überlegung zusammen mit seiner Frau die Entscheidung getroffen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und nun ist er seit dem 4.12.2007 in Norwegen. Dank unserer Hilfe hat er  seit 17.12. einen Arbeitsvertrag (fest und unbefristet) bei ORAS. Er wohnt bis zum 29.2.2008 bei uns und wird dann in das kleine Blockhaus auf Hovd vestre ziehen, welches wir vorher bewohnt haben. 500 m von uns entfernt. Moni hat noch einige Dinge in Deutschland zu klären und wird im Laufe des nächsten Jahres folgen.

So schnell kann sich das Leben verändern. Das Einzige worüber Jörg sich ärgert, ist, dass er nicht mehr norwegisch gelernt hat in Deutschland. Aber das wird er jetzt schnell nachholen, wie ich aus Erfahrung weiß und den schwierigen Dialekt, den man in Nord-Trøndelag spricht kann man sowieso nicht auf der Volkshochschule in Berlin lernen.

Mit Jörg ist der Anteil deutscher Einwohner in unserer Kommune Mosvik auf genau 1 % gestiegen, wie mir ein guter Nachbar und Mitglied des Gemeinderates anvertraut hat.

2007 durften wir auch das erste Mal an den Kommunalwahlen teilnehmen. (Hat sich aber auf das Wahlergebnis nicht ausgewirkt, denn der bisherige Ordfører = Bürgermeister wurde wiedergewählt.)

Dieses Jahr hat auch für unseren Frank noch etwas Gutes bereitgehalten: Er hat nach mehreren Jahren mit wechselnder Arbeitslosigkeit und kurzen Arbeitsperioden seit Juni bei einer Baufirma mit befristetem Arbeitsvertrag gearbeitet. Hat sich dort super gemacht und seit November einen festen unbefristeten Arbeitsvertrag. Frank, wir freuen uns riesig für dich, weil Du nun endlich anfangen kannst, Dein Leben zu planen und vor allem zu leben!!

Micha und Evi, wir danken Euch beiden für die Chance!!

Was gab es noch? Ja im Herbst war ich zweieinhalb Wochen in Berlin und kurz in Schwerin (Stippvisite bei meinen Eltern) und habe meine Zähne machen lassen, was hervorragend geworden ist. Dank einer tollen Zahnärztin und einem engagierten Zahntechniker ist das Ganze wirklich in dieser kurzen Zeit über die Bühne gegangen und ich bin sehr froh diesen Weg gewählt zu haben, auch wenn es etwas umständlich war und ich dieses Mal den gastronomischen Genüssen etwas gehandikapt gegenüberstand. In Norwegen hätte ich das drei- bis vierfache bezahlt und von der Qualität will ich gar nicht erst sprechen.

Dieses Jahr hatte ich auch wieder mal Besuch zu meinem Geburtstag. Was ja nicht so häufig ist im Winter, deshalb freut es mich auch immer sehr. Liebe Annette, lieber Klaus wir hoffen, die chaotische Rückreise hält Euch nicht von weiteren Besuchen ab!!!

So Ihr Lieben alle: Wir wünschen allen, die diesen Brief bekommen

 

 

 

Ein frohes und gesegnetes Fest !!

 

Ein gutes neues Jahr 2008 !!

  

 

 

 

 

                                          Eure Norweger Jutta und Knut!